Nikolaus: der Patron der Pilger
Nikolaus, Rosenheim
Nikolausstatue in St. Nikolauskirche zu Rosenheim mit Jungen, der ein Schiff in Händen hält.

 

Nikolaus wurde von seinem Onkel, Bischof Nikolaus von Myra, im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion nahe seiner Heimatstadt eingesetzt.
Als seine Eltern an der Pest starben, erbte Nikolaus ihr Vermögen und verteilte es an Arme: so bewahrte er junge Frauen aus seiner Nachbarschaft in Patara vor dem Zwang zur Prostitution, indem er für eine ausreichende Mitgift sorgte - ob es drei Schwestern waren oder vier, oder auch nur zwei, ist ungewiss.

Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land, nach seiner Rückkehr wählte ihn die Gemeinde zum neuen Bischof. Die Legende zeichnet ihn als temperamentvollen Streiter und zugleich als Mann der fähig war, diplomatisch zu vermitteln und Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Bei einem Aufstand von in Phrygien stationierten germanischen Söldnern begegnete er in Myra hohen Offizieren aus Konstantinopel, bei denen er nachhaltigen Eindruck hinterließ. Er zerstörte Tempel der Heidengöttin Diana / Artemis, die in den Küstenorten Lykiens als Patronin der Seefahrer verehrt wurde; ihr Tempel in Myra war der größte und prunkvollste - Nikolaus' Gedenktag am 6. Dezember ist Dianas Geburtstag. Während der bald schon einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen und gefoltert.

325 nahm Nikolaus am 1. Konzil von Nicäa teil. Überliefert ist, wie er kämpferisch gegen die falsche Lehre des Arianismus vorging; die Legende erzählt, dass er deren Verfechter Arius während des Konzils geohrfeigt habe. Auch mit seinem Freund Bischof Theognis von Nicäa, der der Auffassung des Arius zuneigt, führt Nikolaus heftige Diskussionen; schlussendlich gehörte Theognis zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses von Nicäa. "Lassen wir über unserem Zorn die Sonne nicht untergehen", zitiert später Andreas von Kreta den Vermittler Nikolaus.

Verbreitete Legenden über Nikolaus erzählen vom Geldgeschenk, das er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten Socken warf um zu verhindern, dass der Vater seine Töchter zur Prostitution hergeben musste.
Drei zu Unrecht zum Tod Verurteilte konnte er retten, indem er im Traum dem Kaiser erschien und um ihre Befreiung bat;
in anderer Version rettete er sie, indem er das Schwert des Henkers abwehrend ergriff. Um ein in Seenot geratenes Schiff zu retten mit drei Pilgern, die von Ephesus ausfuhren und das für eine christliche Kapelle bestimmte heilige Öl in den Diana-Tempel zurückbringen sollten, begab er sich an Bord, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen.
Drei Jungen fielen auf der Suche nach Arbeit dem Metzger in die Hände, der sie in ein Pökelfass steckte und zu Wurst verarbeiten wollte; sie waren schon zerteilt, als der Bischof davon erfuhr und sie wieder zum Leben erweckte.
Vom 15. Jahrhundert an verbreitete sich die Legende von den Getreidehändlern: Nikolaus erbat bei einer Hungersnot in Myra von jedem der für den Kaiser in Rom bestimmten Schiffe nur 100 Scheffel und versicherte, dass durch sein Gebet nichts bei der Ablieferung fehlen werde, was sich bewahrheitete; Nikolaus aber konnte seine Gemeinde auf Jahre hinaus ernähren und sogar Saatgut austeilen.

 

In der Ostkirche wie in der Westkirche wurde Nikolaus als Helfer in fast allen Schwierigkeiten angerufen. Seit 1555 ist er im Advent der Bringer guter Gaben für die Kinder.

Weil er den Seesturm stillte, wurde er Patron für die Schiffsleute. Weil er aber auch in fast allen anderen Nöten als der Helfer galt, verehrten ihn die mit dem Schiff Reisenden ebenso, wie die auf dem Land pilgernden Menschen.

Im Südostbayerischen Raum findet er sich mehr als Patron der Schiffer denn als Patron der Reisenden und Pilger: so entlang des Inns in Neuötting, Mühldorf, Rosenheim und Pfraundorf bei Raubling, an der Isar in Bad Tölz, an der Saalach in Bad Reichenhall. Er findet sich selbst in der neogotischen Kirche in Übersee am Chiemsee (Vorgängerbau von 1218), und in der gotischen Stadtpfarrkirche im Rottal in Eggenfelden.


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