1. Das Wort
"Pilgern" |
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1. Das Wort "Pilgern" 1.1. Wortdefinition von Pilgern und Wallfahren |
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Herkunft des Wortes:
Im lateinischen "peregrinus" für fremd, ausländisch, nicht seßhaft, "peregrina,-ae" für Fremde/r, Nichtbürger/in, "peregrinare, -o" durchwandern, "peregrinari,-or" in der Fremde weilen, sich als Fremdling aufhalten, "peregrinari a" ist fern weilen von, "peregrinatio" ist Aufenthalt im Ausland, Wanderung und "peregre" als Adverb ist im Ausland, in der Fremde.
Gegen Ende der Völkerwanderungszeit, also z. Z. der Väter bekommt "peregrinari", / "preregrinatio" auch die Bedeutung von Wallfahren und pilgern
Im Italienischen wandelt sich das Wort zu "pelegrinare", im Englischen zu "pilgrim"
Wallfahrt
Herkunft des Wortes:
Mittelhochdeutsch heißt es "wallen", althochdeutsch "wallon", altenglisch "weallian" und bedeutet wandern, umherschweifen, reisen, von Ort zu Ort ziehen.
Im 13. Jhd. wird "vallevart" gesprochen meist im Sinne von Pilgern.
Im 16. Jhd. wird "wallfahren" gebraucht, weil die Fortbewegung nun auch Mittel wie Schiff und Kutsche gebrauchen kann. Hier nimmt das Wort vollends die Bedeutung von Pilgern an.
Siehe auch http://home.t-online.de/home/jakobuspilger/gast3.htm
1.2. Wortbedeutung von Pilgern Pilgern bedeutet heute: ohne Besitz und Bleibe in dieser Welt sein, an einem Ziel ankommen, das außerhalb der Alltagswelt ist.So ist das Ziel der Himmel, , der himmlische Ort als Abbild des Himmels, der Grabesort des Idols als Ort des Entrückung.
Wallfahrt bedeutet zu einem Ort sich begeben, wo der Mensch Hilfe und Stärkung und Gottverbundenheit erleben kann.
3. Der Pilger 3.1. der Mensch |
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Bei einem religiösen Menschen ist dies auf den Punkt gebracht in Gott. "Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in dir o Gott" (Augustinus zu Beginn seiner Bekenntnisse). Dieses Gottesbild kann allerdings ganz verschieden sein: von Weltschöpfer über Welterhalter zum Erlöser, von Kosmische Urkraft über Superman und persönlicher Geist zu Harmonieschaffer.
Geht der Mensch dieser Sehnsucht nach, begibt er auf den Weg, will seinen Alltag für neue Erfahrungen zeitweise verlassen, will göttliche Kräfte zeitweise besonders dicht aufnehmen. Daher begibt er sich zeitweise und wiederkehrend zu einem Ort und Zustand der heilbringenden Kraft.
3.2. Das Volk des Alten BundesDas Israelitische Volk war auf dem Weg zum verheißenen, gelobten
Land. So folgte Abraham der Weisung Gottes auf dem dorthin, die Söhne Jakobs führten das
Volk zur Errettung aus der Hungersnot nach Ägypten, Moses führte durch die Wüste wieder
aus der Todesnot wieder heimwärts in das Land, wo Milch und Honig fließen. Große
Gestalten prägte das Volk: Der in mühsam sich einkämpfende und schießlich in Jerusalem
einziehende David. Der wandernde Prophet Elia, der wandernde und fliehende Prophet Jona,
der in die Fremde ziehende Tobias. Fast alle Figuren des Alten Testamentes sind auf Wegen
unterwegs.
Und als das Volk in verheißenen Lande war, begab es ich jährlich auf Pilgerschaft zum
Gottesberg Zion in Jerusalem, bis es auf Zwangspilgerschaft in die Fremde geführt wurde.
Wieder zurückgekehrt in verheißene Land pilgerte es wieder hinauf zum Tempel Gottes auf
dem Zion. Suchte es aber sein Heil an einem anderen heiligen Ort, kam Unheil über das
Volk. So in der Zeit des Bürgerkrieges der Makkabäer, und zuletzt, als Jerusalem
zerstört wurde und die Juden in der Welt zerstreut wurden. So haben sie die Sehnsucht,
wenigstens einmal im Leben am Tempelberg Zion Pascha, Vorübergang des HERRN, feiern zu
können.
3.4. Die Kirche | ![]() |
3.5. Der
einzelne als Christ Die Urchristen
wurden nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte "Anhänger des Weges" (Apg 9,2)
genannt, weil sie Jesus als "den Weg" (Joh 14,6), und seine Lehre als "den
neuen Weg" verstanden. |
4. Das Pilgern 4.1. Weg: Bild der Pilgerschaft |
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4.2. Weg: Unterwegssein 4.2.1. Beschluss: Festlegung, dass ... |
4.2.3. Beginn: Aufbruch | ![]() |
Am Tag eins der Pilgerreise steht,
das eigene Haus zu verlassen. Abschied wird genommen, Ungewisses beginnt. Die guten
Wünsche begleiten den Pilger: War es im Mittelalter durchaus noch lebensgefährlich, zu
einem Wallfahrtsort zu ziehen, so ist heute die Krankheit, der plötzliche Tod durchaus
noch ein Ungewisses, was den Pilger ereilen kann.
Ist das eigene Haus verlassen, bewegt sich der Pilger in neuer Umgebung. Und je anders
diese Umgebung ist als die Welt seines Heims und Arbeitsplatzes, um so mehr Ungewohntes
und Unbekanntes entdeckt der Pilger an sich selbst: vor allem ihm fremde Verhaltensweisen.
Freilich, der Pilger wird nicht ein anderer, er entdeckt diese kleinen und wenigen
Veränderungen nur, wenn er Stille und Hinhören, Hinschauen beim Pilgern übt.
In der Anreise ist eine Phase des Übergangs: noch im Stil des Alltags, denn man entbehrt
fast nichts, aber auch schon im Neuen, es gibt sich in die weitere Entbehrungen
einzugeben.
Die Pilgerreise benötigt hier schon, sich Gott, dem Ziel der Pilgerschaft, hinzugeben.
Sonst wird es eine Studienreise, eine Reise, in der nur Objekte entdeckt werden, nicht
aber man sich selber findet.
4.2.4. Drinnen: Unterwegs auf dem Weg | ![]() |
Auf dem eigentlichen Pilgerweg verliert sich der Alltag, drängt
die Welt des Pilgerweges ganz an mich heran, und wenn ich offen bin, in mich hinein. Der
Alttag bleibt außen vor.
Wallfahren wird heute oft wörtlich genommen: Eine Fahrt mit dem Bus zum heiligen Ort,
dort ein Gottesdienst, und wieder nach Hause. Auch hier ist der Alltag schon weitgehend
weggeschoben.
Aber im Schritt der eigenen Füße, im Treten des Pedals überwältigt den Pilger die Langsamkeit, ordnet der Pilger sein Gefühl dieser Langsamkeit. Er erfährt dass mit der eigenen Körperkraft doch ein Vorwärtskommen möglich ist, anderer Art und mit eigenem Maß, das er sonst nicht kennt. Denn im Alltag gibt es ein Eilen, das schneller ist, oder ein Spazieren gehen, das langsamer ist. Hier auf der Pilgerfahrt, erfährt der Pilger, dass das Maß mit Ausdauer koordiniert sein muss.
Ist der Pilgerweg länger als ein kurzer Weg zur Kapelle,
vielleicht einen Rosenkranz lang, dann erfährt der Pilger die Auslieferung an die Laune
des Wetters. Unangenehme Nässe durch Nebel und Regen, die so stark werden kann, dass der
Pilgerweg ein jähes Ende nehmen muss, oder stechender Sonnenschein, der statt Kraft zu
geben, enorm Kraft raubt und Müdigkeit aufbürdet.
Dazu noch eine Landschaft, die große Höhen überwinden muss, oder in der Ebene oft
keinen Schatten spendet, wie die lange Meseta in Spanien.
Aber auch der eigene Körper ist zu spüren: Ungewohntes erfährt der Pilger im eigenen
Körper: Ein gerade noch Schaffen, oder Überwindung von Müdigkeit, oder das Gegenteil,
plötzliche ungeahnte Kraft.
Erfahren wird Kälte und Schwitzen, Hochleistung des Körpers, anders wie im Sport, denn
allein auf dem Schwerpunkt der Ausdauer gelegt, daher Überwindung des aufkommenden
Muskelkaters, Überwindung der Schmerzen aus den geschwollenen Füssen, oder mit Blasen
angereicherten Füssen
Tritt Mühsal ein, empfindet der Pilger auch subtil Angst, ob er die ganze, lange und
mühsame Strecke schafft. Der Pilger fühlt sich ausgeliefert dem Ungewissen.
Herausgefordert: Wetter, körperliche Grenze und Ermüdung, Angst um das Schaffen der
langen und mühsamen Wegstrecke, sich ausliefern auf das Ungewisse hin.
Lenkt der Pilger den Blick von sich weg, oder wird er ablenkt von
schönen Dingen, anderen er vorbeikommt, erfährt er Bereicherung von außen: Innerlich
offen, lernt der Pilger staunen, was im Alltag selten nur möglich ist. Staunen
Naturerlebnisse, wie Stimmung des Lichtes am Morgen oder am Abend, nach einem Regenschauer
oder vor einem Gewitter, bei plötzlichem Einbruch von Föhn.
Staunen über Naturgestalten, wie Bäume, die dem Wetter trotzen, Felder, die eine
Harmonie ausstrahlen, Hügel, die wie perfekte Form in der Landschaft liegen. Aber auch
Bizarres, wie Steinbrüche oder Felsen begeistern der Vorüberwandernden.
Stauen über Kunstwerke von Menschen gemacht: sei es nur noch der Rest, das ehemalige
Kunstwerk zu ahnen in der Ruine. Sei es eine formschöne Brücke, eine graziös
geschnitztes Kreuz, eine Kirche, die durch Einfachheit das Herz berührt, oder durch
Herrlichkeit die Größe Gottes ahnen lässt, sei es Dom, der durch Wucht an Kunst uns
tief beeindruckt. Aber auch ein Bürgerhaus kann unser Interesse und unsere Bewunderung
hervorrufen, ebenso wie ein Palast unsere Sehnsucht nach reichen und wohligem Leben weckt.
Der Schmuck der Gärten und der Schmuck an den Häusern wird vom Pilger in der Fremde
wahrgenommen. Zu Hause hastet er an diesen Zeichen der Schönheit vorbei, da hat er sie
tausendmal gesehen, und nimmt sie nicht mehr wahr. In der Fremde erfreut solcher Schmuck
den Betrachter, weil zum erstenmal gesehen, dieser Schmuck Eindruck macht. Und je
fremdartiger dieser Schmuck ist, um so tiefer der Eindruck.
Aber selbst die Menschen, dem Pilger so fremd, dass er sie zum erstenmal sieht, wahrnimmt
und mustert, weil sie fremd sind, schenken uns Bewunderung: Neues und vielfältiges sieht
der Pilger, Kultur anderer Art entdeckt der Pilger, Freundlichkeit nimmt er wie
Seelenbalsam auf.
Religiöse Kulturzeichen, religiöses Tun der fremden Bevölkerung verweist den Pilger an
Gott, und da er selbst auf dem Gott ist, Gott zu treffen, ihm zu begegnen, sie diese
Zeichen besonders leicht zu erspüren.
Scheinbar stetig wird der Weg abgegangen, mit dem Fahrrad abgefahren. Aber eine innerliche Kraft triebt an: bei jedem Pilger ist im tiefen Urgrund Abenteuerlust, Neugierde auf Neues, Sehnsucht auf Fernes, Erwartung von Glück, ja manchmal von greifbaren Glückserfahrungen, Hoffnung auf Glück des Lebens, wenigstens einmal am Zielort gewesen. Ist die Not des Pilgers so groß, dass er sich zur Pilgerschaft entschloss, schwingt in seiner Seele die Hoffnung, das persönliche, individuelle und für ihn alle Probleme lösende Heil zu finden, ganz neu zu werden. Dann ringt der Pilger auf dem Weg um Glaubenskraft.
Am Abend, müde von der Tagespilgerschaft, gefüllt von vielen
Eindrucken, sei es von außen oder von Innen, sei es vom Körper her oder von der Seele,
wo vieles überdacht wurde, erfreut sich der Pilger der Rast. Da tut es gut, sich in
Gemeinschaft beim Abendmahl zu stärken, mehr oder weniger auszutauschen. Der Pilger ist
ja in einem Reifungsprozess, da will und kenn er nicht alles ausbreiten, was er
bearbeitet.
Umso mehr erfreut sich der Pilger seiner Nachtruhe, und wenn es ein frisch bereitetes Bett
ist, empfindet er die Wohligkeit als heilsam.
Ist der Pilger aber schon weit gereift, ist er am Ziel seines Weges, und sei es nur ein Etappenweg, erfreut sich der Pilger auf gemeinsames Gespräch, auf Austausch. Teilen will er sein Erlebtes, Trost und Unterstützung erhofft er sich von den Mitpilgern. Da kann eine mehr oder lange Sitzweile in der Runde so recht stärken, sich anders zu ordnen, in seinem Innersten neu zu beginnen.
Die Eindrucke sind bei mehrtätiger Pilgerschaft viele und in der Mehrzahl angenehm, selbst wenn Leid ertragen wurde, ist es ja am Abend geschafft. Daher schäumt manch ein Pilger in überquellendem Leben: Aus der Seele sprudelt Dank und Singen und Lob hervor, Bekenntnis über die empfangenen Wohltaten wird jedem verkündet. Die religiöse Schweigsamkeit im Alltag wendet sich nun in lobende Verkündung. Hier erfährt der Pilger an sich die Lebendigkeit religiösen Tuns: eine Gelegenheit, neu zu beginnen für das weitere Leben.
Was aber hervorquillt, braucht seine Ruhe, sein Reifen. So erfährt der Pilger auf dem Weg im gleichmäßigen Schritt, im gleichmäßigem Treten des Pedals, eine innerliche Stille, ein Schweigen von Worten. Und der Pilger hat die Kraft, weil Schreiten bzw. Treten ein Gleichmaß im Köper Grund legt, was frei für den Geist macht, zu Grübeln, abzuwägen, überdenken und nochmals anders zu überdenken, bis er eine Entscheidung fällen und festigen kann. In den Kirchen wird ihm die Bilderwelt zur Meditation, oder eine Pause gibt ihm Gelegenheit, im Wort Gottes der Bibel zu Lesen und die Worte zur Meditation zu nützen. Allein, weil das Gespräch wegen des Gleichmaßes verstummt, findet der Pilger zu sich selbst, wird ihm der Weg zur Gleichniserfahrung des Lebensweges.
Aber auch in betender Gemeinschaft, wo laut das Gebet im Rhythmus des Rosenkranzes oder Litanei, "geh mit uns" runtergebetet wird, tut die Ruhe des inzwischen gewohnten Schrittes gut, tut der immer gleiche Rhythmus gut. Das Empfinden stellt sich ein: "Es" geht. Dadurch wird Seele und Geist frei, sich zu ordnen.
Die Mönche haben auf ihrem Pilgerweg des Lebens die Einfachheit, die durch das Gehen gefördert wird, noch weiter verstärkt. Die Nahrung wird auf Einfaches eingestellt: Brot, Suppe, Obst und Tee. Kein Alkohol, kein Nikotin, Keine Gaumenerfrischung wie Eis, kein Aufputschmittel, wie Redbull oder nur Schokolade. So kann der Pilger bewusst auch die Einfachheit durch Askese verstärken: Er sucht keine Gaststätte auf, er meidet Kioske, Geschäfte werden nur, aufgesucht, wenn Verpflegung besorgt werden muss, die Orte werden nicht besichtigt, außer was der Weg schenkt beim Durchschreiten. Das Zügeln der Zunge wird durch bewusstes langes Schweigen geregelt. Am Nachtlager wird auf vermehrte Bequemlichkeit verzichtet, ein einfaches Ruhelager direkt auf dem Boden genügt.
Ist der Pilger mit der Gruppe unterwegs, übt er sich mit Diensten: Musizieren, in der Herberge Sanitäts-, Reinigungs- und Besendienst, Vorbereiten der Brotzeiten im Stillen Brotschmieren. Diese Einfachheit hilft, das andere, alternative Leben zu entdecken.
Jeder Pilger auf seinem Weg erlebt Einsamkeit, Alleinsein und
zugleich Begegnung: Es ist ein eigenartiges wechselhaftes Spiel der Beziehungen: Er
begegnet im Alleinsein sich selbst, in der Begegnung einem Anderen, im Gebet Gott.
Wandert der Pilger im losen Gruppenverband, so entsteht ein Beziehungspiel mit der Gruppe:
Mal geht er mit ihr, mal ist er verlassen von ihr, mal drängen Mitglieder der Gruppe ihn
vorwärts, mal erlebt er nach Verlust das Wiederauffinden der Gruppe. So wird er mal in
der Gruppe getragen von gemeinsamen, geführtem Gebet, mal beherrscht vom verordnetem
Schweigen, mal zerstreut vom leicht dahin plätscherndem Gespräch. Ist er aber weg von
Gruppe, ist er ganz auf sich gestellt.
Ganz auf sich gestellt, hat der Pilger Zeit, den eigenen Horizont durch all die Eindrücke auf der Pilgerreise erweitern zu lassen, sein eigenes Gewohntes zu hinterfragen, sich vom Fremden Sicherheit geben zu lassen, kurz, sich verändern zu lassen.
Jeden Morgen nach der Nachtruhe erlebt der Pilger wiederum
Hoffnung; Geordnet wird diese Hoffnung durch gemeinsames Gebet, gestärkt durch Segen aus
dem Gebet.
Folgt der Pilger auf dem Weg der Pilgerschaft der Spur Gottes, so versucht er zu beten:
Glück, wenn der Pilger die Technik der Tagzeitengebete beherrscht, am Morgen Christus als
das Licht des Neuen Bundes, des Neuen Menschsein preist, zu Mittag den Heiligen Geist
anruft und zu Abend Christus als das nie erlösende Licht preist. Bewegt sich der Pilger
in der religiösen Gruppe, ist ihm dabei Geistlicher Impuls eine Hilfe, meditatives Gebet
eine Führung und Auseinandersetzung mit seiner Seelentiefe, ein Schriftlesungskreis ein
Eröffnen von Gottes Wort, das mit ihm selber zu tun hat, eine Eucharistiefeier oder ein
Abendmahl eine Feier mit Gott, eine Komplet ein Abschluss des Tages in Gott hinein und
schließlich das Gehen ein verkörpertes Gebet.
Aber der Weg, als verkörpertes Gebet, im Rhythmus des Gleichmäßigen, öffnet die Seele, ohne dass es genaue religiöse Formen sind, die Seele. Der Pilger kann nachspüren der einfachen und elementaren Frage: "Wozu bin ich auf Erden?" In diesem oft unterbewusstem Fragen entdeckt der Pilger das transzendentale Leben in ihm, das Leben, das über sich selbst hinausweist. So sucht der Pilger auch und findet es ein Stück, die Gegenbewegung in seinem Leben, den Sinn von seinem Leben, das Mysterion (tief innerliche Geheimnis) seines Lebens. Der Pilger will ja seinem Glauben neue Dimension verleihen, und so macht er sich auf die Suche, eine ihm eigene, neue und echtere (ohne Masken) Ausrichtung auf ein geistliches Ziel hin, auf ein Ziel, wo er schlussendlich und endgültig erwartet wird. Der Pilger übt sich sein Leben auf Gott (wie immer er ist) auszurichten und ihn in das eigene Leben eingreifen zu lassen, ihn einzulassen im eigenen Herzen.
Der Christ besinnt sich auf seine Taufe und seine Firmung, und versucht zu beantworten, wozu das war ist welche Wirklichkeit das im eigenen Leben ist. Und er bemerkt und fühlt seine Unzulänglichkeit. Er fühlt, dass er mit Sünden, Teilen seines Seins, die von Gott abgesondert sind, beladen zum Heiligen Ort zieht: Und er hofft auf Heil seiner Seele. Darum bemüht er sich, seine Sünden in der Feier des Bußsakramentes spätestens am Heiligen Ort zu bekennen.
Auf dem Weg sein: Das Nötigste dabei haben: Dem Weg folgen: Am Rastplatz ruhen: Luft und Batterie-Strom sparen: Nur mit den Füßen vorwärts: Die Hände falten: Sich auf den Stab stützen: Blumen dem Gastgeber schenken: |
Gehen Tragen Nachspüren dem wohin und woher Ausrasten vom Alltag Schweigen und hören Langsam werden Gebetshaltung einnehmen Halt finden Ehre geben |
- Gott entgegen - die Lasten des Lebens vor Gott hintragen - die Wurzeln des Lebens suchen - Kraft sammeln für die Zukunft - in mein Innerstes hineinhorchen - offen werden für Gottes Ewigkeit - sein Leben zum Gebet machen - Christus als Stütze annehmen - nicht sich, sondern Gott die Ehre erweisen |
Dem Christen wird in der Beichte dort am Heiligen Ort die
Sündenvergebung zuteil. Am Heiligen Gnadenbild, am Heiligen Grab, erfährt der Christ die
Ehre, die seinem Gott gebührt, denn dort wird Gott Vertrauen und Glauben und Lob
bereitet.
Dennoch, es darf nicht vergessen werden, sonst ist das Leben nach der Pilgerfahrt eine
Enttäuschung: Jeder heilige Ort ist nur ein Zeichen, ein Unvollständiges, ein
Vorläufiges gegenüber dem eigentlichen, ewigen Ziel, das Gastmahl mit Gott im Himmel,
das Verweilen mit Jesus in der Himmlischen Stadt Jerusalem, wo keine Träne mehr sein
wird.
4.3. Radpilgern![]() |
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Immer mehr Wallfahrer machen sich in unseren Tagen mit dem Fahrrad auf den Weg der Pilgerschaft. Besonders weite Strecken werden bevorzugt mit dem Rad gemacht. Auch strecken, an denen viel Betrieb herrscht, werden mit dem Fahrrad bevorzugt. Man kann sich als Gruppe zusammenfinden, um mit dem Fahrrad eine Wallfahrt zu unternehmen, oder als Einzelpilger.
Je weiter der Weg zu der Wallfahrtsstätte oder des Abschnittes des Europa weiten Jakobspilgerweges ist, um so größer sind auch hier die Vorbereitungen. Wer eine mehrtägige oder gar mehrwöchige Wallfahrt mit dem Fahrrad unternimmt, muss nicht nur Quartiere sorgen, sondern muss vorher sein Pilgerprojekt sich soweit vertraut machen, dass er Anreise, vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten (Fußgänger könnten bevorzugt werden) und Wegbeschaffenheit vorher ins Auge fasst.
Reist der Pilger mit einer Vielzahl von Radpilgern, wird er erleben, dass die Gruppe sich oft auseinanderzieht. Daher ist das gemeinsame Beten und Singen beim Fahren häufig nur in einem sehr beschränkten Maß möglich. Die erste Einschränkung zeigt sich in der Vielfalt der Gebete, weil keine Bücher benutzt werden können, um nicht die Sicherheit zu gefährden. So wird man sich, wenn überhaupt, auf wenige Strophen bekannter Lieder und auf Gebete wie den Rosenkranz oder Litaneien beschränken, für die man kein Buch benötigt. Doch sollten es auch während des Fahrens Zeiten der Stille geben, in denen jeder einzelne bestimmten Gedanken nachgehen oder für gewisse Anliegen beten kann. Man sollte vermeiden, dass man sich unterwegs während festgesetzter Gebetszeit unterhält.
Ist man allein, muss man schon ein geübter Beter sein, das ein rituelles Gebet, wie Rosenkranz gelingt. Eher geht schon eine Art Herzensgebet, immer wieder die Lieblingsanrufung, die einem liegt. Oder ein Lobspruch, für alles Schöne das man sieht, und auch Mühsame, das man erlebt.
Wichtig sind bei der Pilgerfahrt mit dem Fahrrad Stationen auf dem Weg, an denen man sich als Gruppe sammelt, oder wenn man allein ist, sich selber sammelt. In der Gruppe betet und singt man am Stationsort miteinander und bestimmte Texte werden für die Meditation unterwegs vorstellt oder ein Anliegen wird angegeben, das man auf die weitere Pilgeretappe mitnimmt.
Ist man allein, lässt man die Kirche, ihre Bildersprache, ihr Gebet, das dort Beter verrichten auf sich einwirken. Dann kann man eine Meditation machen, ein Wort Gottes aus der Bibel, oder ein Heiligenleben meditieren. Mit der Frucht der Meditation, was man darin für sein Leben erkannt hat, oder als Frage für sein Leben mitnimmt, geht man wieder auf den Weg. Siehe auch Anregung zur Meditation von Fr. Karin Johne www.autobahnkirche.de/spirit-container/biblisches/jakobus/HTM/bibel_e.htm
Als Stationen können Kirchen in Orten, durch die man fährt, dienen, aber auch Wegkreuze, Bildstocke, Waldlichtungen oder größere Plätze auf einem Bauernhof, auf denen bei Gruppen vielleicht auch eine kleine Stärkung vorbereitet werden kann.
Macht man eine kleine Radwallfahrt in der Heimat,
ist es ratsam, dass nicht nur der Weg zum Wallfahrtsort mit Gebeten und Liedern gestaltet
wird, sondern auch der Heimweg. Am Wallfahrtsort selbst sollte nach Möglichkeit die
Gelegenheit zu gemeinsamen Gottesdiensten gegeben werden. Wenn es sich um eine kleine
Gruppe von Radfahrern handelt, können die Pilger entweder an einem fremden Gottesdienst
teilnehmen oder - wenn kein Priester zur Verfügung steht - miteinander einen
Gebetsgottesdienst halten, vielleicht die Vesper dort beten. Notwendig ist es immer, diese
Gebetszeiten mit dem zuständigen Pfarramt oder Wallfahrtsbüro abzustimmen.
Gerade bei einer Radfahrerwallfahrt erscheint es sinnvoll, sich mit den
Rädern vor der heimatlichen Pfarrkirche zu versammeln, um bewusst mit dem Reisesegen zu
starten. Die Wallfahrt sollte auch wieder in der Heimatkirche mit einem Dankgebet und
vielleicht mit dem Lied "Großer Gott, wir loben dich" schließen.
So ist eine Wallfahrt mit dem Fahrrad mehr als nur ein Fahrradausflug. Weg und Verweilen am Pilgerort können bei guter Gestaltung, wie jede andere Wallfahrt auch, zu einem geistlichen Erlebnis werden.
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