Das ehemalige Pons Aeni,
Sekundärliteratur dazu

Pons Aeni: Informationen aus der Säkundärliteratur von 1971 bis 2000

Hans-Jörg Kellner, Die Römer in Bayern, München, Süddeutscher Verlag, 1971

Peter Miesbeck, Die römische Siedlung Pons Aeni (Seminararbeit im WS 81/82, Dr. H. Beister: Einführung in das Studium der Alten Geschichte)

Wolfgang Gzysz, Die Römer in Bayern, Stuttgart: Theiss, 1995

Eugen Patera, Studien zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, II. Leonhards- und Langenpfunzen; (Namensuntersuchung) 1998

Dr. M. Pietsch, Ein neues römisches Lager am Innübergang bei Mühltal, in: Das Archäologische Jahr in Bayern, 1995, S. 99 ff

Dr. M. Pietsch und M. Costial-Gürtler, Im Hochwasser verloren - Ein Münzschatz vom Innübergang bei Pons Aeni Das Archäologische Jahr in Bayern Jahrgang 2000 S. 74f.

Josef Stern, Römerräder in Rätien und Noricum. Unterwegs auf römischen Pfaden, Selbstverlag der Österreichischen Gesellschaft für Archeologie, Wien 2003

 

Hans-Jörg Kellner, Die Römer in Bayern, München, Süddeutscher Verlag, 1971

S. 56 Pflege und Unterhalt der Straßen, zumindest solcher von strategischer Bedeutung, unterstanden der Aufsicht des Militärs. Hierzu dienten die sog. Benfiziarierstationen, Wachposten alter gedienter Legionssoldaten (beneficiarius consularis), von denen wir einige an wichtigen Nachschubstraßen und an Straßen zwischen der vorderen Kastel-Linie kennen. In Bayern wissen wir durch erhaltene Weihesteine von solchen Benfiziarierstationen in Obergermanien bei Stockstadt und Obernburg am Mein und im Noricum bei Seebruck am Chiemsee, südlich Passau-Innstadt und bei Salzburg. Auch im Gebiet der Provinz Raetien selbst haben ähnliche Stationen bestanden, wohl bei Bregenz, Vielleicht in Pons Aeni an der Innbrücke und im Limesgebiet; archäologisch nachweisen ließ sich bis heute noch keine. [sic! betreffend Pons Aeni so im Jahre 1971; heute ist der Nachweis gelungen!]

S 78/79 Bei diesen Kämpfen scheint die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes nicht befriedigend gewesen zu sein, denn für die Donauprovinzen brachten die Regierung des Septimus Severus eine völlige Reorganisation der Verkehrswege. Allein 17 datierte Meilensteine stammen aus jenen Jahren, die ersten bereits von 195. ... 201 wurde die Berennerstraße über Innsbruck nach Augsburg ausgebaut. Erneuert und verbessert wurden alle wichtigen Fernverbindungen: 195/ 201 die Straße Augsburg – Regensburg (4 Meilensteine erhalten), ebenfalls 195 /201 die Straße Augsburg-Salzburg, die bei Pons Aeni (Pfaffenhofen) den Inn überschritt (5 Meilensteine) und 201 die Route von Augsburg über Kempten und Bregenz nach dem Süden (3 Meilensteine).

S. 84 Manche Straßenstationen, wie die Ansiedlung in Neuburg, die von Bedaium (Seebruck) und Pons Aeni (Pfaffenhofen), entwickeln sich zu größeren Plätzen. Meist aber gelangten solche Straßendörfer nur an besonders wichtigen Kreuzungen und Flussübergängen oder in Verbindung mit Zollstationen oder Beneficiarierposten zu einiger Bedeutung.

S. 92/93 Interessant ist die Gegenüberstellung der Speiseabfälle aus der dörflichen Siedlung von Pons Aeni und jener Villa rustica von Berg bei Türkheim. Sie erlaubt nicht nur eine Beurteilung der Viehhaltung, sonder gibt zugleich einen Hinweis auf die verschiedenen Bedürfnisse einer dörflichen Bevölkerung und der Bewohner eines ländlichen Herrenhauses. ... In Pons Aeni haben wir bloß 0,35% Hühnerknochen und Reste einer Gans ... Hirsch, Reh, Wildschwein wurden in Pons Aeni gejagt und gegessen.

S. 94-97

S 95 Auch Glas wurde im Voralpenland erschmolzen. In Pocking konnten aus römischer Schicht ein Stück Glasfluss geborgen werden, an dem noch Reste der Tonwanne hafteten. Pons Aeni lieferte ebenfalls Rohglasstücke in verschiedenen Färbungen.

S. 96 Daneben gab es im Voralpenland einige größere Manufakturen mit zahlreichem Personal, die Massenprodukte herstellten und oft über weite Entfernungen vertrieben. In erster Linie sind hier die Töpfereizentren für Terra Sigillata in Pons Aeni /Westerndorf St. Peter122 und Pons Aeni /Pfaffenhofen am Inn zu nennen, deren Erzeugnisse in den Provinzen Noricum, Pannonien, Dalmatien und sogar Dacien abgesetzt wurden. Als Terra Sigillata bezeichnen wir heute feines Tafelgeschirr mit einem festen hochroten, glänzenden Überzug. Von dieser Keramik gab es glatte Gefäße in wenigen typischen Formen und reliefverziertes Geschirr, das aus Formschüsseln gefertigt wurde. Da die ornamentalen oder bildlichen Darstellungen von jedem Meister in individueller Komposition zusammengestellt und häufig mit dem Namen gestempelt waren, haben wir noch jetzt die Möglichkeit, die Erzeugnisse der einzelnen Fabriken gut zu unterscheiden. Die wichtigsten Töpfermeister in Pons Aeni / Westerndorf waren COMITIALIS, HELENIVS und ONNIORIX, in Pfaffenhofen ein DICANVS oder DIGNVS. Nach der Menge gefundener Sigillata und nach den an die hundert bekannten Töpfernamen müssen die Betriebe bedeutend gewesen sein. Bei einer solchen Massenproduktion ist eine entsprechende Organisation des Absatzes zwingend anzunehmen, obschon wir bis heute noch keine Anzeichen davon gefunden haben. Obwohl die Töpferei in Westerndorf seit mehr als 150 Jahren bekannt ist, konnte erst vor kurzem mit der wissenschaftlichen Bearbeitung und mit planmäßigen Ausgrabungen in der dortigen Region durch die Prähistorische Staatssammlung begonnen werden. Keramische Massenprodukte waren auch die Tonlampen, die außerordentlich häufig gefunden werden und für die sicherlich in Raetien ein oder mehrere Produktionszentren bestanden haben. Bestimmte Darstellungen im Lampenspiegel sind besonders bei uns häufig, während für die Lampen mit dem Namen der Firma auf der Unterseite die Herstellungsorte nicht bekannt sind. Große Betriebe waren sicher die Ziegeleien in Bad Abbach, wo die Legio III Italica ihre Ziegel herstellte und noch Privatunternehmer, etwa ein M. Vindelicius Surinus, tätig waren. Neben diesen Ziegeleien betrieb die Legion — meist außerhalb des Lagers — eine Reihe von Fabriken und Werkstätten, die der Aufsicht eines eigenen Offiziers, dem praefectus fabrum, unterstanden. Ähnlich unterhielten die Auxilien kleinere Betriebe wie Ziegeleien, Waffenschmieden u. a. Der Handel lag in den Händen einer Kaufmannsschicht, die in verschiedenen Sparten spezialisiert und organisiert war.

S. 97 Der Waren- und Personenverkehr wickelte sich hauptsächlich über die großen Fernstraßen ab, doch wurden, wo immer möglich, Flüsse für Schiffstransporte benützt. Letztere sind bei uns zwar nur für die Spätzeit auf Donau und Inn bezeugt; wir dürfen sie aber unbedenklich auch für die früheren Jahrhunderte annehmen. In Regensburg wurde nordwestlich des Legionslagers ein wohlausgebauter Schiffslandeplatz gefunden. Der Überwachung des Fernverkehrs diente die Einrichtung von Zollgebieten. Der Westen des Reiches mit allen gallischen Provinzen, den beiden Germanien und Raetien, gehörte zum Zollbezirk der Quadragesima Galliarum, an dessen Grenzen ein Zoll von ca. 2½ % erhoben wurde. Die südöstlichste Zollstation in Raetien lag in Obermais bei Meran. An der Ostgrenze Raetiens begannen dann die Stationen des illyrischen Zollgebietes (publicum portorium Illyrici), das Noricum und die Donauprovinzen umfasste. Illyrische Zollstationen kennen wir aus dem Eisacktal bei Sähen, in Pons Aeni und vom norischen Innufer gegenüber Passau.

S. 99 Dass die Leute jener Zeit schon auf dieselbe Art wie wir heute sich zu sparen bemühten, zeigen die Funde von Sparbüchsen in Pons Aeni, wo in den Töpfereien auch Sparbüchsen selbst hergestellt wurden.

S. 101 Der erwähnte Geschirrhändler in Gauting hielt ein Dutzend Venusstatuetten auf Lager, und erst jüngst ergruben wir in der Töpferei von Pons Aeni das Negativmodel einer Jupiterbüste. Im Totenkult spielten Tonfigürchen ebenfalls eine große Rolle, wie die zahlreichen Beigaben in Gräbern des Voralpenlandes andeuten.

S 103 Von den Töpfern in Pons Aeni /Westerndorf und Pons Aeni /Pfaffenhofen möchten wir annehmen, dass sie die Bedeutung der Buchstaben kannten, mit denen sie ihren Namen auf die Erzeugnisse stempelten.

S 110 Die kleinen bronzenen Merkurfigürchen, von denen als Fundorte neben Augsburg nur Kempten, Pons Aeni /Pfaffenhofen, Regensburg, Rogging, Straubing, Eitting bei Mallersdorf und Pfofeld im Limesgebiet genannt seien, dienten der privaten Verehrung im Hausaltar.

S 118 Wenn auf einem wahrscheinlich für Kultzwecke hergestellten beschrifteten Sigillatagefäßfragment in Pons Aeni, wo damals die Garnision lag, Ende des 2. bzw. Anf. des 3 Jhs. contubernales erscheinen, so wird sich dies wohl auf ein solches contubernium (Genosssenschaft eines römischen Gottes) bezogen haben. Welcher Art dies allerdings gewesen sein könnte, lässt sich nicht erkennen. [sic! Im Jahr 1971]

S 123: Im bayerischen Anteil der Provinz Noricum wurden ebenfalls solche römischen Hügelbestattungen festgestellt auf dem Exenberg bei Kay, bei Hörafing in der Gde. Weildorf, beide im [ehem.] Landkreis Laufen, und in Pons Aeni /Leonhardspfunzen in der Gde. Stephanskirchen im Ldkr. Rosenheim.

S. 125 Der eine Hügel über dem Grab 105 des Friedhofs von Pons Aeni /Leonhardspfunzen am Ostufer des Inn hat mit den eben erwähnten Erscheinungen (Nachbestattungen auf alten vorrömischen Grabhügeln) nichts zu tun und muss zu den norischen Grabhügelbestattungen gezählt werden.

S 145 Zu solchen allgemeinen Zeiterscheinungen (Zeit neuer Kämpfe unter Kaiser Severus Alexander in der ersten Hälfte des 3. Jhs. mit Schwächung der Militärischen Lager wie die Kastelle, tiefgreifende Störungen und Verheerungen im Chiemgau durch Allemanneneinfall, Aufbrechende Bürgerkriege, Falschmünzerei bis hin zu einem Notgeld) können wir weiter die Entwicklung der Sigillata-Industrie rechnen. Es sieht so aus, als ob die Sigillatatöpfereien von Pons Aeni /Westerndorf und Pons Aeni / Pfaffenhofen zunächst wegen Störungen in Verbindung von Rheinzaubern her einen Aufschwung genommen und ihre Lieferungen nach dem Osten vergrößert hätten. ( Versuch in Nassenfeld und Pocking die Produktion aufnehmen, aber bald beendet wegen Zerstörung) Irgendwann nach dem Beginn des 3. Jhs. fing in Kempten eine Sigillatatöpferei mit Westerndorfer Musterschatz zu arbeiten an. Der Betrieb dort bestand nicht lange, doch tauchten nun in der Schweiz, wohin normalerweise Westerndorfer Ware nicht gelangte, lokale Sigillata-Erzeugnisse mit ähnlichen Dekor, nur in einer stark degenerierten Abformung, Nachahmung und Aufführung auf. Diese Produktion zog sich demnach in ihren letzten Ausläufern um die Mitte des 3. Jhs. aus dem unmittelbaren Vorland immer mehr in die Berge zurück, bevor sie ganz unterging. (Vgl. Bau der Via Decia unter Kaiser Decius 250 von Bregenz nach Wilten, als Ersatz für die bedrängten Voralpenstraßen)

S 159 Die Folgezeit brachte nun immer wieder Kämpfe zwischen den einzelnen Herrschern, in deren Verlauf 525 Constantin die Alleinherrschaft erringen konnte.
Vom raetisch-norischen Gebiet ging wahrscheinlich ein Feldzug aus, der mit einem glänzenden Sieg am 27. 6. 310 geendet hat. In der Kirche von Prutting bei Rosenheim steht heute noch der Weihealtar an Victoria Augusta, den Aurelius Senecio, Exzellenz und Oberbefehlshaber, durch Valerius Sambarra, den Hauptmann der dalmatischen Aquesianischen Reiter aus dem Feldheer (per instantiam Valerii Sambarrae praepositi equitibus Dalmatis Aquesianis comitatensibus), der Göttin zum Heil der Kaiser Maximinus, Constantinus und Licinius als Dank für den Sieg widmete und durch den er in Erfüllung eines Gelübdes die Neuerrichtung des Viktoriatempels anzeigte. Nachdem der Stein erst 511/514 gesetzt wurde, muss die Truppe damals in der Nähe gelegen haben. Als nächster Ort von einiger Bedeutung, in dem im 4. Jahrhundert zeitweilig Militär stationiert war, kommt eigentlich nur Pons Aeni in Frage. Pons Aeni gehörte aber im 4. Jahrhundert zur Provinz Raetien, während man in Aurelius Senecio einen norisch-pannonischen Dux vermutet. Da weder der Feldzug noch die Truppe irgendwo sonst bekannt sind, müssen wir bei der Ausdeutung vorsichtig sein und uns mit der Vermutung Mommsens begnügen, nach der es sich um einen Sieg über Barbaren an der norischen Grenze gehandelt hat. Immer wieder wurden an Rhein und Donau örtliche Feindeinbrüche kleinerer Haufen abgewehrt und durch Vorstöße ins Barbaricum künftigen Angriffen vorzubeugen versucht. Raetien war jedoch hiervon nicht betroffen; seine Grenze blieb ruhig.

S. 164 Nicht ist der Fall, dass durch mittelalterliche-neuzeitliche Überbauung die planmäßige archeologische Erforschung behinderte, bei der wichtigen Straßenstation Pons Aeni nördlich von Rosenheim, wo im 4. Jh sogar zeitweise Truppen stationiert waren. Die 1967 dort begonnenen planmäßigen Ausgrabungen trafen eine sehr günstige Forschungssituation an: sie führten zur teilweisen Aufdeckung eines römischen Tuffbaues von 13 m Breite und mindestens 20 m Länge, was für die damalige Zeit ein ganz beachtliches Gebäude darstellt.

S. 166 Die Friedhöfe wurden, wie bisher, außerhalb der Siedlungen an den Straßen angelegt. Nachdem aber schon in 3. Jh. die Brandbestattung immer mehr gegenüber dem Körpergrab zurückgetreten ist, finden wir im 4. Jh. fast nur noch Skelettgräber in Rückenlage, teilweise in steinernen Sarkophagen. ... Schon das Totenbrauchtum mit seinen geringen und einfachen Beigaben in nur wenigen Arten und Typen zeigt uns: Der Formenreichtum der früheren Jahrhunderte war einer starken Vereinheitlichung und Typisierung gewichen. ... Für die Benutungsdauer der Sigillata von Pons Aeni /Pfaffenhofen ist recht bezeichnend, dass Reliefsigillata nach Art des Helenius im Gräberfeld von Weßling und solche des Dicanus in den spätrömischen Befestigungen von Valley und Seebruck als frühestes gefunden wurden. Aus den Sigillataschalen mit den vielfältigen Reliefdekor wurden nun solche der gleichen Form mit eintönigem Rädchenmuster. Die vielen anderen Sigillataformen waren verschwunden.

S 173 Die Quaden waren ebenfalls durch den Bau von befestigten Brückenköpfen in ihrem Land gereizt und aufgebracht worden. Um nun bei diesem Krieg gegen die Quaden keinen so gefährlichen Feind im Rücken zu lassen, schloss Valentinian mit dem Alemannenkönig (besser: Alamannenkönig) Marcrian Frieden und Freundschaft. Im Frühjahr 374 brach der Kaiser dann von Trier auf und marschierte über das Rheinknie bei Basel auf der bekannten Straße durch Raetien über Arbor Felix (Arbon in der Schweiz), Cambodunum (Kempten), Abodiacum (Epfach), Pons Aeni, Lauriacum(Enns/Lorch) nach Carnutum.

S. 175 Als unter Kaiser Diokletian die großen Reitereinheiten des 3. Hs. Aufgeteilt und als Bewachungskommandos an die Grenze verlegt wurden, war eine Abteilung nach Raetien gekommen. Von dieser Stammtruppe (seniores) zweigte man wieder neue Abteilungen ab, eben unsere iuniores, die zuerst in Pons Aeni und dann in Febiana waren. Aufgrund ihrer Entstehung rechneten sich die jüngeren stablesianischen Reiter zu den angeseheneren Truppen, obschon sie in Raetien gewöhnlichen Wachdienst besorgten. ... In Summuntorium kommandierte ein Praefekt der 3. italischen Legion über den Streckenabschnitt der ripa prima und hatte neben seinen Legionssoldaten noch eine weitere Abteilung der equites stablesiani iuniores zur Verfügung.

S. 180 Als letzte bleibt die Straße nach dem Südosten Augsburg—Salzburg zu betrachten. Die Brücke über den Inn und die Straßenkreuzung sicherte die Befestigung von Pons Aeni (Pfaffenhofen am Inn). Bei den Grabungen der letzten Jahre wurde hier ein spätrömischer Tuffbau von 15m Breite und mindestens 20 m Länge angeschnitten, der mit seinem Minimum von 260 qm ebenfalls als Magazinbau zu deuten ist. Die equites Dalmati Aquesiani comitatenses, d. h. eine dalmatische Reitertruppe des Feldheeres, die sich um 510 vorrübergehend in Pons Aeni aufgehalten hat, -wurden schon erwähnt. Längere Zeit lag später hier eine Fußtruppe, die dann in der 2. Hälfte des Jahrhunderts zum Feldheer nach Italien abkommandiert wurde und dort nach ihrem früheren Garnisonsort als pseudocomitatenses Pontaenenses geführt erscheint. Von den equitas sta-blesiani iuniores in Febiana wird erwähnt, das sie vorher ebenfalls in Pons Aeni lagen. Von den dortigen Kastellbauten hat sich bisher bei den eben erst begonnenen Ausgrabungen noch nichts gefunden. [Sic 1971]

S. 183 Kaisersohn Gratian (jugendlich) des Valentinian, wurde mit dem zweiten Kaisersohn Valentinian II (4 Jahre alt) 375 zum Kaiser ausgerufen. Er zog 378 nach Friedensschluss mit den Alemannen (besser: Alamannen)in Eilmärschen auf der so wichtig gewordenen Heerstraße durch beide Raetien über Arbor Felix (Arbon in der Schweiz), Cambodunum (Kempten), Abodiacum (Epfach), Pons Aeni, Lauriacum (Enns/Lorch) an den östlichen Kriegsschauplatz vor Adrianopel.

 

Wolfgang Csysz, Die römische Innbrücke, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter, Nr. 41, 1976, S. 101 - 106

Bei Ausgrabungen zum Bau der Innstaustufe Feldkirchen wurden im Juni 1969 bei Flusskilometer 180,6 im Flussbett Ausbaggerungen vorgenommen und ‚ungewöhnlich große‘ Tuffblöcke sowie vor- und frühgeschichtliche sowie wenige wahrscheinlich mittelalterliche Fundobjekte geborgen. Es fehlten prähistorische Bronzefunde. Dagegen wurden römische Funde gefunden wie Nägel, Rohglasstücke, ein Bruchstück eines Sigillataringes und Münzen vom 1. Jh bis zum 4. Jh. im am Flussufer abgelagerten Kiesmaterial gefunden.

Die Tuffblöcke werden als Möglichkeit einer Fundamentierung einer Holzbrücke oder einer Steinbrücke gesehen.

[Anmerkung: Bei aller Begeisterung für die mögliche archäologische Bestätigung von Reineckes Postulat, die Innbrücke müsse bei Mühltal sein, sind doch entscheidende Hinweise bei der Bergung verloren gegangen und entscheidende Aspekte nicht berücksichtigt worden:

  1. Die Form der Tuffsteine deutetet nicht auf behauenen Stein hin, wie der Text sie darlegt. Behauen wäre aber nötig zum Fundament einer Holzbrücke.
  2. Die Lage der Tuffsteine wird nicht erwähnt. Nur gerade und in Reihe stehende wären ein Beweis für ein Brückenfundament.
  3. Die Lage des Flussbettes wurde nicht untersucht. War hier eine ehemalige Stromschnelle, so dass Steine und Eisengerät liegen blieb?
  4. Durch die Erwähnung des "am Flussufer abgelagerten Kiesmaterials" ist ungenau: Bedeutet dies die vom Fluss abgelagerte Menge oder aktuell vom Bagger abgelagerte Menge? Wie aber kann Baggerpersonal die Fundobjekte bereits im Fluss sammeln? Es deutet mehr auf aktuell vom Bagger am Flussufer gehobenes und am Ufer abgelegtes Kiesmaterial hin.

Durch die Erwägung dieser Aspekte erscheint genau an dieser Stelle die Innbrücke fraglich. Die Erwähnung der Gemeindegrenze bringt gegenüber dem Rannagraben, bzw. Pfunzener Graben schlechteres Argument: denn dort ist die Gemeindegrenze zugleich noch Gerichtsgrenze zweier großen Gerichtsbezirke, Kling und Falkenstein.

Damit bleibt das Argument der Maße der Römerstraße ein wichtiges. Dies ist aber erfüllt bei dem Abgang durch den Pfunzener Graben und beim Übergang dort.]

 

Peter Miesbeck, Die römische Siedlung Pons Aeni (Seminararbeit im WS 81/82, Dr. H. Beister: Einführung in das Studium der Alten Geschichte)

1 Einleitung

2. Überblick

2.1. Eroberung des Alpenvorraumes und Verwaltungsgliederung in Raetien und Noricum

2. 2. Pons Aeni: ein Siedlungskomplex ab dem 2. Jh. mit Militärstation zur Sicherung der Fernstraße Augsburg – Salzburg auf bedeutender verkehrsgeographischer Lage: Augsburg _-Salzburg, Innsbruck – Regensburg (ab Mitte 2. Jh. militärischer Hauptort Raetiens) und Grenzort zwischen Raetien und Noricum, dazu Zollgrenzort zwischen Illyrischem Zollgebiet (publicum portorium Illycri) und gallischem Zollgebiet (quadragesima Galliarum)
Dazu bedeutend als Töpferort, der nach Noricum, Pannonien und Dalmatien ausführte.
Bedeutend auch als Zwischenlager von Truppenteilen.

3. Schriftliche Quellen

3.1 Literatur: Intinerarium Antonii erwähnt die Straßenstation "ponte Aeni". Tabula Peutingeriana erwähnt die Station "Ad Enum". Notitia dignitatum , ein Staatshandbuch, berichtet von der Truppenverlegung der "equites stablesiani iuniores" von "pone Aoni" nach "Febianis" und nennt die Truppe "pontaenenses"

3.2 Inschriften: Weihestein an Mithras aus Poetovio nennt den kaiserlichen Sklaven und Zollverwalter der Statio Enensis, welche zum illyrischen Zollbezirk (Verwaltungssitz in Potovio) gehörte. Der röm. Weihestein in der Pruttinger Pfarrkirche nennt die "equites dalmatae aquesiani comitates". Er wird Pons Aeni zugeordnet.

4. Forschungs-, Grabungsgeschichte chronologisch: kurze Darstellung

5. Pons Aeni /Westerndorf: Töpfereibezirk mit Brennofen 1808 in Westerdorf  St. Peter gefunden, weiterer Brennofen 1975 , und drei weitere Brennöfen 1976 und 1978 gefunden. Ein Siedlungsfund mit Heizröhren und Plattenfußboden 1904 in Wernhardsberg gefunden. Brand- und Skelettgräber in Hausstätt gefunden (wann? Nicht genannt) Aber dadurch wird eine Besiedelung für zeitweise mehrere Hundert Beschäftigte in der Töpferei angenommen.
Pons Aeni /Westerndorf war geringer als Rheinzaubern, hatte aber Beziehungen dazu, wie auch Beziehungen zu Heiligenberg. Ziel der Versorgung der stationierten Truppen in den Donauprovinzen. Westerndorfer Ware wurde im Noricum in militärischen Lagern gefunden und kaum zivilen Ansiedlungen. Ausfuhr bis in die Slowakei, nach Polen und den Ostseeraum. Vereinzelt westlich des Inns nur anzutreffen. Westerdorf beeinflusste die Betriebe in Salzburg, Kempten und der Schweiz, in Pocking und Wels (Osilava) und Lorch (Lauriacum). Durch Alamaneneinfall um 233 empfindlich zerstört.

6. Langenpfunzen: Funde sind wenige: 1807 kamen beim Dorf röm. Münzen zum Vorschein mit dem Bild des Marc Aurel, des Diokletian und des Constantius. Siedlungen im Nordwestausgang des Dorfes gefunden (wann? wird nicht erwähnt). "Konsularstr" von Westerndorf könnte Töpfertransportstr. gewesen sein, wie auch der Feldweg am südöstlichen Ortsausgang. Schiffslende wird als sicher angenommen, aber archäologischer Nachweis fehlt. Vielleicht ein Zusammenhang mit in der Fischerau zwischen den Jahren 1850 und 1860 entfernten Eichenpfählen mit Eisenbeschlägen. "Pfunzen" lebe weiter im ehemaligen "Pons"

7. Pfaffenhofen:

7.1 Töpferei und spätrömische Siedlung auf dem Kastenfeld seit der Zeit Kaiser Hadrians (117-138 n.Chr.) Sie ist die Erste Töpferei und arbeitete spätestens seit dem letzten Viertel des 2. Jhs. n. Chr (Denar des Commudus 186/187 n. Chr.). Anf. 3. Jh. entsteht ein zweiter Betrieb, der mit vor allem Trierer Motiven arbeitete. Es wurden aber noch keine Sigillata-Brennöfen am Kastenfeld gefunden. Scherbenfunde deuten auf die Teilung in nördlichen Bereich mit unverzierter Ware und südlichen Bereich mit verzierter Sigillata hin. Westendorfer Ware wurde häufiger gefunden als Pfaffenhofener.
Nach Zerstörung durch die Alemannen (besser: Alamannen)233 nahm der Betrieb in Pfaffenhofen seine Tätigkeit wieder auf bis zu einem großen Ereignis wie 259/260 der erneute Einfall der Alamanen.
Zu beachten ist die durchgehende Besiedlungskontinuität in Pfaffenhofen von mittelrömischer bis spätrömischer Zeit.
Grabungen 1969 und 1971 wiesen einen spätrömischen (Baubeginn letzt. Viertel des 3. Jhs.)Tuffsteinbau von der Größe 13 mal mind. 22 m nach, der schließen lässt auf eine Verwendung als Magazin, wie es in der Nähe spätrömischer Kastelle angelegt wurde. Weitere Kleinfunde militärischer Art im Bereich des Gebäudes lassen einen frühen Beginn der spätrömischen Militärstation vermuten.
Grabungen 1974 lieferten Anhaltspunkte für ein spätrömisches Kastell auf dem Südwestlichen Kastenfeld (Anschnitt eines 4 m breiten und 1, 35 m tiefen Spitzgrabens mit vorgelagerter Mauer) 1902 wurde an der Stelle ein Kalkofen gefunden (aus viel späterer Zeit).

7.2 Obernburg: Pfaffenhofen und Westerndorf haben bis jetzt nur "Nutzbauten" aus röm. Zeit freigegeben. Daher wird das östliche Innufer in Anbetracht genommen. Oberburg ist ein Höherücken von 300 mal 200 m mit weitem Ausblick. Dazu kommt eine Hangstufung in zwei Stufen von Obernburg südlich nach Haidbichl, in vier Stufen östlich hin zum Burgermoos. Nur der Name klingt nach Befestigung, welche im MA in keiner Weise nachweisbar ist, archäologischer Nachweis fehlt.

7.3. Sielungskontinuität wird erschlossen aus den Ortsnamen der beiden Pfunzen, wobei erst im Spätmittelalter der Kirchenort Phunzina zu Pfaffenhofen ausgewechselt wurde. Der Kirchenpatron Laurentius weist auf röm. Gründung hin.

8. Mühltal

8.1 Innübergang zu Mühltal und Aufstiegsmöglichkeiten am Steilufer: Von Mühltal ist auffällig breite Straße hoch nach Zaisering. Bei Baggerarbeiten im Inn, Höhe 180, 6 Flusskilometer, kamen Fundamentreste (große Tuffblöcke) einer römischen Brücke zutage, außerdem am Ufer im Schlick einige Münz- und Kleinfunde. Dies ist als Innübergangnachweis zu werten, wenn gleich es möglicherweise einer von chronologisch und lokal aneinandergereihten Innübergänge ist. Zu erkennen an der Vielfalt der Aufstiegsmöglichkeiten entlang des Steilufers, wie der Einschnitt südlich von Mühltal, der über Moosen nach Obernburg führt. Ebenso der Doblergraben, der die Römerstr. nach Innsbruck herabführte. Weiters ein Aufstieg bei der Leonhardskapelle sowie mehrere von der Innleiten aus bis vor nach Höhensteig, deren Alter und Funktion noch nicht geklärt ist. Dazu fehlt auch ein Nachweis eines alten Wegenetzes zw. Zaisering und Ziegelberg. Zu beachten aber ist der Verlauf der Gemeindegrenze von Prutting und Stephanskirchen, welche gerade bei Mühltal im Bereich der römischen Brücke über den Inn greift und womöglich insgesamt Besitz- und Grenzverhältnisse wiederspiegelt..

8.2 Mithrasheiligtum, 1980 entdeckt bei Mühltal am rechten Innufer, bestehend aus einer dreischiffigen, vermutlich zum Teil ausgemalten, und mit Tonziegel bedeckten Tempelanlage. Diese hatte auch südlich eine Vorhalle und im Innern 5 Altäre. Gefunden wurde ein Kultgefäß mit dem Mithrasbild.

9. Dobl: Brand- und Skelettgräber 1935 südlich der Kiesgrube gefunden. Bis 1955 wurden zusammen über hundert Gräber gefunden. Beigaben stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. und sind norisch geprägt. Münzfunde zeigen Bilder der römischen Kaiser, von Augustus bis Marc Aurel. Die Gräber bilden einen Friedhof, welcher röm. Sitte gemäß außerhalb der Siedlung an Fernstraßen errichtet ist. Allerdings weist der Friedhof auf einen Abgang im Doblergraben hin, wobei Dobl eine neolithische Besiedlung aufweist. Damit anzunehmen, dass am rechten Innufer stets eine Besiedlung war, und die Römer eine keltische Besiedelung übernahmen.

10. Leonhardspfunzen: Funde von bronzenen und eisernen Gefäßen wie Münzen am Leonhardsbrunnen und Gräber in seiner Nähe lassen eine römische Niederlassung annehmen. Umfang und Funktion sind nicht geklärt.

11. Zusammenfassung: Pons Aeni war kein unbedeutender römischer Ort mit Siedlungsschwerpunkten von Töpfereien in Westerndorf und Pfaffenhofen, und einem spätrömischen Militärstation auf dem Kastenfeld bei durchgehender Besiedelung bis heute.
Doch ist die Innostseite noch sehr unerforscht, wie auch insgesamt noch vieles des Nachweises bedarf: Die Wohnbezirke zu den Sigillamanufakturen, die genaue Lage und Umfang der Militärsation, die Zollstation und der Stützpunkt der Benfiziarier und weitere Gräberfelder und das Badegebäude ist noch zu entdecken und nachzuweisen.

 

Wolfgang Gzysz, Die Römer in Bayern, Stuttgart: Theiss, 1995

S. 98 römische Lagergräben im Luftbild vor wenigen Jahren entdeckt zu pons aeni. Im Zusammenhang mit Innfront und Porcius Septimus, der aufgab beim Tod des Vitellus.

S. 192 winterfest Brücke genannt von Vicus "pons aeni"

S. 196 zu Pons Aeni werden Benefiziarier, d. s. Legionssoldaten, die von der munera befreit waren, zur besonderen Verwendung das Statthalters (beneficiarii consolaris) abkommandiert und in Wachposten an wichtigen Nachschubrouten und Fernstraßen postiert waren.
Ihre Aufgaben waren Sicherheitsaufgaben und administrative Funktionen in Zusammenhang mit der Abfertigung und Kontrolle des Warenzolls auf der Landstraße.

S. 248 In Pons Aeni /Pfaffenhofen konnte Glasfluss und verschiedene gefärbte Rohglasstücke geborgen werden.

S. 252 die an der norischen Grenze gelegenen zeitgleichen Großtöpfereien von Pons Aeni / Westerndorf und Pons Aeni /Pfaffenhofen haben Terra sigillata produziert und ihre Erzeugnisse aus ähnlichen markpolitischen Gründen vorwiegend Inn-Donau-abwärts in die Provinzen Noricum, Pannonnien, Moesien und Barbarikum verhandelt. Töpfermeistermeister war in Pons Aeni /Westerndorf der comitalis Helenico und Omniorix, in Pons Aeni / Pfaffenhofen Dican. bzw Dignus

S. 266 raetische Terra Sigillata weit verbreitet.

S. 267 Zollstation "statio Enensi" mit vicus als kaiserlicher Zöllner

S 337 Störungen in Rheinzalern bedingen einen Aufschwung von Pons Aeni /Westerndorf und Pons Aeni / Pfaffenhofen. Diese liefern mehr nach Osten, auf dem Wasserweg vor allem, wenig auf dem Landweg über Salzburg (iuvavum) und Wels (ovilava). Selber im 3. Jahrzehnt des 3. Jhs. gestört (Brandschicht von Pons Aeni / Westerndorf hat Denare des Severus Alexander, keine spätere mehr. ) Pons Aeni /Pfaffenhofen hat mit Motiven aus Trierer Manufaktur bis in die 70iger Jahre des 3. Jhs. gearbeitet.

S. 364 Z. Z. Valentinians I. kamen die pontaenensischen Heeresabteilungen aus Pons Aeni zum Feldherrn der Grenzauxilien.

S 368 Von Augsburg (Reiterlegio III Italica) abgezweigt die Juniores für Pons Aeni.

S. 369 Spätrömisches Kastell ist lokalisiert. Größe des Kastells ist unbekannt. Um 310 lagen in Pons Aeni vorübergehend die equites dalmati aquesiani comitatenses (= dalamatische Reitertruppe des Feldherrn).
Später war hier längere Zeit eine Fußtruppe, die vor / um 400 zum Feldherrn nach Italien abkommandiert wurde und dort unter Anlehnung an den früheren Garnisionsort als speudocomitatenses pontaenenses geführt erscheint. Auch waren mal equites stablesiani iuniores in Febiana erwähnt.

S 376 zeitweilig im 4. Jh. Militär in Pons Aeni stationiert.

S- 380 Sigillata-Gefäße in Pons Aeni /Pfaffenhofen mit Reliefdekor nach Art des Dicanus gefunden. Später mit Rädchenverzierung.

S 498 "Am östlichen Ortsrand auf dem Kastenfeld lag auf einer Niedertrasse über dem Inn an der Römerstr. Augusta Vindelicum – Juvavum die Ansiedlung Pons Aeni, die sich aus einer Straßenstation mit einem Posten des illyrischen Zolls und wohl auch einer Benefizianer Station kräftig entwickelt hatte. Gegen Ende des 2. Jh wurde hier eine Werkstätte für Terra Sigillata und anderen Töpferwaren begründet, die mit Motiven aus Pons Aeni /Westerndorf und Trier bis über die Mitte des 3. Jh. gearbeitet hat. Grabungen der prähistorischen Staatssammlung 1967 – 1974 erbrachten nicht nur Hinterlassenschaften aus der Sigillata-Produktion, sondern auch einen spätrömischen Magazinbau mit 13 x über 20.m Größe, sowie Spuren das spätrömischen Kastells. Als Besatzung sind zu verschiedenen Zeiten bezeugt: pseudocomitatenses pontaenenses und equitates stabstablesiani iuniores sowie vermutlich auch die auf einem Siegesdenkmal (jetzt in der Pfarrkirche von Prutting befindlich) erwähnten equitates dalmati aquesiani comtatenses. Die stattliche Münzreihe reicht bis in die Wende zum 5. Jh." Ke

 

Dr. M. Pietsch, Ein neues römisches Lager am Innübergang bei Mühltal, in: Das Archäologische Jahr in Bayern, 1995, S. 99 ff

Luftaufnahmen zeigen östlich von Mühltal auf der Hochkante zwei Ecken eines römischen Lagers mit 360 mal 130 m, welche landeinwärts liegen. An der Steilkante können keine Ecken nachgewiesen werden. Grabungen unter Aufsicht des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege haben ergeben den Befund eines Doppelgrabensystems von 30 mal 20 m. Im Profil zeigt sich der Graben in typischer römischer Form, in Spitzwinkel zu 54° gegraben, wobei der äußere Graben seine Spitze in 0,80 m hat und 2m Oberflächenweite misst hat, der innere 1,20 m tief ist, und eine Öffnung oben von 2,50 m hat.

 

Dr. M. Pietsch und M. Costial-Gürtler, Im Hochwasser verloren - Ein Münzschatz vom Innübergang bei Pons Aeni Das Archäologische Jahr in Bayern Jahrgang 2000 S. 74f.

Südlich von Mühltal, nahe dem Miträum, wurden um 1992 1274 Silbermünzen, Denaren und Antonianern von den Kaisern Vespasian (69-79 n. Chr. ) bis zu Gordian III. (238-244 n. Chr.) entdeckt. Beim Aushub eines Erdreiches für einen geplanten Fischweiher wurden im Überschwemmungsschlick verstreut diese Münzen gefunden. Spekulation, wie dieser Münzschatz in das Hochwasser gelangte geht von einer Wechselstelle oder Bank bis hin zu einem Reiter, der in Hochwassernot beim Versinken im Schlick den Beutel verlor.

[Anmerkung: Nicht angesprochen ist die Möglichkeit, dass der Schlick sich an einer Art Stromschnelle des Inn sammelte]

 

Eugen Patera, Studien zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, II. Leonhards- und Langenpfunzen; (Namensuntersuchung) 1998

16. Juni 804: Notiz des Hochstifts Freising: "ecclesia baptimalis ... Phunzina ..." (= Taufkirche zu Pfunzen)

Um das Jahr 925: Erzbischof Odalbert von Salzburg übergibt ein Lehen in der Gegend, genant Phunzia.

Im Jahr 788 im Salzburgischen Urkundenbuch ein "loco pontena" genannt: aber genau: " .. Hrodbert tradidit per licentiam unt supra in pago Chimingaoe (Chiemgau!) in loco qui dicitur Pontena mansos V"

Es gibt im Altdeutschen kein Wort für funzen für pons oder potena. Dagegen wurde das Fremdwort beginnend mit P bzw B übernommen mit dem im Deutschen gleich geschriebenem und gleichlautendem P bzw B.. (Puer => pupa /Puppe oder bay. Bua, pestis => Pest, pellis => Pelz, Castra Batavis => Passau.
Pons wurde im Frühmittelalter entweder lateinisch übernommen oder in Pruck übersetzt.: loco Pruca (924), pontena (Brücklein) 788, Prucdorf (heute Prutdorf bei Wildenwart) 1150,

pontena ist nicht gleich der dt. Fähre, und eine bayerische Wendung von pons hätte dann Punzen ergeben. So aber wir aus lat. F ein deutsch-bayerisches Pf wie aus dem Fluss Firma der Fluss Pfreimd in der Oberpfalz 1024, aus Funzina an der Altmühl Phunzina 889, heute Pfünz.

Fontes als Wasserquellen wurden frühdeutsch zu funtana (nicht pontena!). Im Althochdeutschen hat sich –o- vor Folgesilbe mit –i- auf –u- verschoben wie got in gutin. Fontes hat den Quellengott fontinalis über sich, der im Römerreich jährlich gefeiert wurde.

Das Gebiet um Lenhardspfunzen und Langenpfunzen ist reich an Quellen, und Mühltal wird im Jahr 1436 als Burgstall zu Multall genannt. Multall stammt aus dem altdeutschen Wort mul bzw mulin (theophorer Name, der Gottheit bzw. Geist enthält und beachte den Fund des Mithrastempels in Mühltal). Doch Muli, im Dativ Plural Muln ist ein vorgermanisches, wahrscheinlich auch vorindogermanisches Wort und bedeutet ursprünglich Berg- bzw. Wasserquellengeister. (Vgl. in der Schweiz viele Orte mit Namen "Mühlbergen", wo nie eine Mühle war!)

Zusammenfassung: Pfunzen hat nichts zu tun mit Pons noch mit pontena, es ist der Name des Genius Loci, des Wasserquellengottes Fontinalis, Schutzgeist des Landstrichs, der über der Gegend herrschte und zur Römerzeit gefeiert wurde. Nicht der Flussübergang beeindruckt, sondern die Geister und die rituellen Handlungen zu ihrer Verehrung reizen das Empfinden und das Gedächtnis der Menschen. Daher ist der Name als ‚funzina ‚ ins Deutsche übernommen worden und hat sich zu Pfunzen gewandelt.

Vgl: "Locus fontes" wird rätoromanisch bzw. ortslateinisch zu "funtana", frühmittelalterlich zu "funt(s)una", hochmittelalterlich 804 zu "phunzina" und 1180 zu "phonze", ab dem 15. Jh. zu "Pfunzen".

  

Josef Stern, Römerräder in Rätien und Noricum. Unterwegs auf römischen Pfaden, Selbstverlag der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie, Wien 2003

Nach Querung der St 2359 gelangt die Römerstraße durch den Rannagraben zum Inn. Der Abstieg zum Inn durch diesen tiefen Einbruchgraben ist in dessen heutigem Zustand nur schwer denkbar, und so zweifelte ich lange an dieser Möglichkeit.

Nun sehe ich aber den Standort für eine römerzeitliche Brücke vom Austritt dieses Grabens hinüber nach Langenpfunzen doch für richtig. Intensive Geländestudien in der Gegend bewegen mich dazu. Ich prüfte alle in Frage kommenden Abstiegsmöglichkeiten am rechtsseitigen hohen Steilufer des Inns, aber es gibt keinen günstigeren als eben jenen. Im Übrigen wussten die Römer auch anderswo günstig gelegene Einbruchsgräben für die Trassierung ihrer Straßen zu nutzen. Wenngleich dieser Graben in seinem Jetzigen Zustand sehr wenig geeignet scheint, in ihm die Trasse eines Römerweges zu suchen, muss doch bedacht werden, wie viele Unwetter ihm in den vergangenen Jahrhunderten schon zugesetzt haben. Anwohner erzählen, wie bei einem einzigen schweren Wolkenbruch dessen Grabensohle stellenweise um mehrere Meter eingetieft wurde. Daraufhin hat man ihn mit mächtigen Bewehrungsmauem vor weiteren Ausschwemmungen gesichert. Östlich der modernen Zufahrtsstraße nach Leonhardspfunzen ist noch ein Stück einer Altwegtrasse zu sehen, welche sich an der Oberkante des Rannagrabens verliert.

Ein Innübergang von Leonhardspfunzen weist eher gegen Südwesten, die Fortsetzung des Römerweges zeigt aber in nordwestliche Richtung – das war ein weiterer Grund dafür, dass ich hier vorerst nicht den Standort der Innbrücke (Pons Aeni) sehen wollte. Die antwort lieferte schließlich das genaue Studium der Geländeverhältnisse. Der Inn nahm, wohl auch schon zur Römerzeit von Hofau-Innleiten in Richtung Pfaffenhofen seinen Lauf in einem sanften "S". Nun ist die Mitte einer solchen Doppelschleife für einen Übergang äußerst günstig, vorausgesetzt der Zugang ist von beiden Seiten möglich. Hier hat der Flusslauf nämlich eine weitgehend ebene, gleichmäßig tiefe Sohle, und auch das Wasser fließt über die ganze Breite in ausgeglichener Strömung. Um eine Brücke möglichst kurz zu halten, ist diese rechtwinkelig zum Flusslauf anzusetzen. Demzufolge weist der Flussübergang hier nicht in die ideale Richtung ...

Eigentlich sollte es für eine römerzeitliche Brücke zwischen Leonhards- und Langenpfunzen keine Zweifel geben, sprechen doch die beiden Ortsnamen eine deutliche Sprache — "Pfunzen" wird unbestritten von pons (Brücke), abgeleitet. Die Bezeichnung ad Aenis für die Tabulastation sagt nur aus, dass diese am Inn gelegen ist — in Leonhardspfunzen oder direkt am Fluss? Im letzteren Fall könnte sie allerdings längst vom Strom verschlungen worden sein. Das Itinerarium A. nennt mit Pons Aeni eigentlich nur die Brücke, und die entsprechenden Entfernungsangaben beziehen sich wahrscheinlich nur auf diese, ungeachtet einer Ansiedlung oder einer "Poststation" in deren Nähe.

Wegen der Römerfunde in Pfaffenhofen und der Römergräber im Dobl wird die römische Bücke über den Inn mit nahezu dogmatischer Bestimmtheit hier gesucht. Die Gräber beziehen sich aber auf einen Straßenzug, welcher von der Innbrücke durch das Mühltal über Zeisering und Söchtenau bei Burghausen zur Salzach kommt.

 weiter zu den Altstraßen, welche in unserem Gebiet anzuweisen sind.


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