Einladung zur Diskussion:
Die Identifikation des Jakobsweges
Ver�ffentlicht in "unterwegs" der fr�nkischen Jakobus-Gesellschaft zu W�rzburg, rundbrief nr. 49, april 2004, S. 55-57
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( zum Vergleich:
die Kriterien f�r "Wege der Jakobspilger"
der Deutschen St. Jakobus-Gesellschat e.V.
vom STERNENWEG 37 (M�rz 2006), S.22-23
 )


 

Seit das Europ�ische Parlament den Jakobsweg als Kulturerbe festgelegt hat, wird der Weg au�erhalb Spaniens erweitert. So bauten die Franzosen und die Schweitzer anhand alter beschriebener Routen ihre Wege. Peter Lindenthal, der Pionier des �sterreichischen Weges, hatte seinen Weg durch Buchausgabe festgelegt. Er hatte nur wenige Ortsangaben, so dass er sich vordringlich an alten Handelsrouten orientierte. Im Franken aber entstanden aufgrund einer Anreihung von Jakobskirchen Wege, so wie z. B. der Kitztaler Weg.

Orientiert sich die Wegf�hrung P. Lindenthals von Linz nach Salzburg allein an der alten R�merstrasse und ber�hrt dabei nicht die sechs Jakobskirchen, die rund zehn Kilometer abseits dieses Weges liegen, so haben die Schaffer des Kitztalweges dagegen alle Jakobskirchen einbezogen, auch wenn der Pilger quasi zu oft die Bergh�he hinauf gehen muss. Da dr�ngt es uns, ein Gleichma� zu finden. Ebenso ringen wir um ein Identit�tsma�, vor allem dann, wenn als �bergang von einer mit Jakobskirchen reich best�ckten Landschaft zu einer anderen oft eine Gegend fast ohne Jakobus zu �berwinden ist. Hier wird die Schaffung des Weges schwierig.

Woher nun das Ma� nehmen? Der Urweg ist die spanische Sammelroute, die letzten Kilometer (der Tausende durch Europa) in Nordspanien nach Santiago de Compostela hin. Fasst man die pilgergem��en historischen Orte ins Auge, so ist zu erkennen, dass am ganzen Weg viele Hinweise sind auf ehemalige Pilgerst�tten und in den Kirchen auf Pilgerheilige. Doch f�llt auf, dass im Westen des Landes, in der N�he der Stadt Santiago, die Jakobuskirchen und Pilgerheiligen viel h�ufiger zu finden sind. Dagegen trifft der Pilger auf der �stlichen H�lfte des spanischen Jakobsweges oft auf eine Kirche mit einem Wallfahrtsheiligtum, sei es ein Marienbild oder seien es heilige Reliquien. Zugleich folgt dieser Weg einer alten Stra�e, sogar einer ehemaligen R�merstra�e.

Damit zeigt der Nordspanische Jakobsweg folgenden geschlossen Kreis von Identifikationskennzeichen:

1. eine alte Stra�e
2. historische Pilgerorte
3. Jakobskirchen
4. Wallfahrtsorte lokaler Art.

Diese vier Punkte sind also Grundlage f�r jeden Jakobsweg, der au�erhalb Spaniens geschaffen werden sollte.

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1. Eine alte Stra�e:
Mit Recht hat P. Lindenthal die oben erw�hnte Wegroute entlang der einst von den R�mern befestigten und abgemessenen Stra�e als Grundlage genommen. Aber selten, dass ein Weg so deutlich eine damals befestigte R�merstra�e n�tzen kann. Denn zur Zeit der R�mer bestanden neben ihren gro�en Routen auch noch viele einfache Wege, welche von den einheimischen V�lkern bereits genutzt wurden, und heute oft als Samerwege bekannt sind. Diese Wege waren f�r die Pilger genauso bedeutend, hatte er ja keinen Wagen zu lenken. Samerwege hatten die Eigenschaft, sich auf H�hen und in Neben-T�lern zu bewegen. In den Alpen f�hrten sie sogar �ber heute dem Verkehr unbekannte Joche. So wird es auch bei anderen Gebirgen gewesen sein. Immer aber zog so ein Samerweg �ber die H�he zum n�chsten besiedelten Gebiet, und hielt sich dabei so viel als m�glich an den Linien der Klein-T�ler. Im Gegensatz dazu f�hren heutige Wanderwege - auch Fernwanderwege - nur �ber H�hen; und oft dazu, weil die alte Route heute dichter besiedelt ist, durch abgelegene, selten benutzte Gebiete.
Wenn auch in der heutigen Typologisierung der Jakobsweg als Wanderweg - man staune, da er oft auch zugleich als Radweg ausgewiesen wird, wie der Urweg in Spanien - klassifiziert wird, so folgt er dennoch nicht dem reinen Prinzip eines Wanderweges. Das Aufsuchen von bestimmten heiligen Orten, die entlang einer alten, ehemals belebten Verkehrsstrasse (Handelsstra�e und Samerweg) des Mittelalters liegen, ist das eigentliche Prinzip. Untergeordnet diesem ist jenes des Wanderweges, denn die Jakobsroute sollte beschreit-bar und wander-bar sein, und nicht vom Verkehr der Konsumindustrie tags�ber �berrollt werden.

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2. Historische Pilgerorte: Pilger gingen dorthin, wo sie Gastfreundschaft erhielten. Und das waren die Kl�ster an den Handelsstra�en und Samerwegen. Auch wenn das Kloster erst Ackerland schaffen musste, als ein so genanntes Rodungskloster errichtet wurde, war es stets an einem Weg errichtet worden, wie z. B. Stift Schl�gl. Es waren also Kl�ster gem�� ihren Regeln St�tten der Gastfreundschaft, welche vor oder im Mittelalter entstanden waren, Zwischenzielpunkte der Pilger. Die Pilger besuchten ebenso St�dte, wo oftmals f�r Reisende eine Herberge oder ein Hospiz errichtet gewesen war. Man beachte aber, dass nicht jede heutige Stadt bereits im Mittelalter eine solche war. Herberge und Hospizwesen finden wir dagegen auch an Wegen und extra f�r Reisende errichtet. Dies sind die klassischen mittelalterlichen Pilgerorte. Manchmal gab es aber auch bedeutende Burgzentren oder Meierh�fe, an welchen Pilger verpflegt wurden. Hier ist aber Vorsicht geboten: Oftmals waren die Edlen Burgen nur f�r Edle, das Volk jedoch musste mit einfachen Herbergen der Kl�ster und der Bruderschaften vorlieb nehmen.

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3. Jakobskirchen: Wie in Spanien, so hatte der Pilger auch vor Spanien schon seine Freude, wenn er am Weg auf Jakobus traf. Oftmals wurden im Mittelalter wegen der Jakobspilgerschaft auch Jakobskapellen errichtet wie z. B. in Hippoltstein. Aber nicht jede Jakobskirche war eine am Weg liegende. Dennoch merkte ich zu meiner �berraschung bei der Erforschung der Jakobskirchen im bayerischen und �sterreichischen Raum (siehe "Jakobsstellen.doc" auf www.jakobus-weg.de), dass die meisten Jakobskirchen an Handelsstra�en oder Samerwegen liegen.
Jakobus gibt dem Weg den Namen und die Identifikation. Daher kann bei der Errichtung eines Jakobsweges nicht auf eine Reihe von Jakobskirchen verzichtet werden, wenn die Schaffung des Weges mit bestehenden Wanderwegen �ber eine parallel laufende Route leichter anzulegen w�re. Dr�ngt aber ein historischer Weg, eine alte und immer gen�tzte Handelstra�e den Pilger abseits der Jakobskirchenreihe, so steht der Schaffer des Weges im Dilemma. Zu l�sen w�re dies wiederum darin, falls der alte Handelsweg wegen gro� angelegter Verkehrsstra�e nicht gen�tzt werden kann, die Wanderroute im Zwischenraum von Jakobskirchenreihe und Stra�e zu errichten.
Jakobuskirchen k�nnen aber auch mit Kirchen anderer Pilgerheiligen verbunden werden. So sind die Wasserwege oft von St�tten des Reiseheiligen St. Nikolaus begleitet. St. Koloman zeigt ebenfalls einen Pilgerweg an, wie St. Valentin in und s�dlich der Alpen. St. Rochus kann sowohl f�r eine Schutzverehrung gegen Krankheit wie f�r das Pilgern stehen.

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4. Wallfahrtsorte �berregionaler und lokaler Art: Wie der �stliche Teil des nordspanischen Jakobsweges zeigt, sind die am Wege liegenden Marienheiligt�mer alle nach dem 13. Jahrhundert entstanden, also nach bereits bestehender Pilgerroute. Daraus ist zu entnehmen, dass unsere Wallfahrtsorte zu Maria wie zu Jesus oder einen Heiligen nach ihrem Alter zu pr�fen sind. Sind sie erst gegen 1500 entstanden, haben die Jakobskirchen eindeutig den Vorrang. Trifft es aber, dass heutige gro�e, �berregionale Wallfahrtsorte abseits vom Weg liegen, sollten sie wegen des Pilgerns nicht unber�hrt bleiben. Denn die Wallfahrtsorte geben wie die Jakobsstellen den Pilgern den Sinn des Weges: er ist ja als Fremder und Wallfahrer auf dem Weg nach Santiago. Bei meinen Recherchen bez�glich der Wege und Routen im Mittelalter habe ich entdeckt, dass Domkirchen und Kl�ster durch Reliquiensammlung oft die Wallfahrt an sich banden. So beim Dom in Passau (Valentin- und Maximilian-Reliquie) wie dem in Salzburg (reicher Reliquienschatz von mehr als zehn Heiligen), so im Kloster Au (St. Felicitas und St. Vitalis) wie dem in Gars (St. Felix). Die M�nche haben also im ausgehenden Mittelalter dem Bed�rfnis des Pilgers Rechnung getragen, Gnadenorte auf dem Weg besuchen zu k�nnen. Allein aber, ohne Jakobusstellen, nur den gro�en Wallfahrtsorten zu folgen, l�sst dem Weg die Identit�t des Jakobusweges verlieren.

Zusammenfassend k�nnen wir sagen: ein Jakobusweg hat als Elemente seiner Identit�t die Begehung alter Routen, sei es Pilgerrouten oder begangene Wege des Mittelalters, der Besuch von Jakobskirchen und das Aufsuchen von Wallfahrtsorten, wenn sie am Weg liegen bzw. das Angehen von gr��eren Wallfahrtsorten, wenn sie in der N�he des Weges liegen.

Autor: Maximilian Bogner.

 

Dank Josef Stern aus Nieder�sterreich wissen wir in Bayern auch genau
den Verlauf der ehemaligen r�mischen Milit�rstra�en,
und so kann die Jakobswegroute von Jakobskirche und Kloster zu Jakobskirche und Kloster
zum Vergleich gegen�ber gestellt werden,
und es ist keine gro�e Abweichung: weiter


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